Studierende der Agrarwirtschaft und des Umweltschutzes diskutierten über die Zukunft der Landwirtschaft auf dem St. Wendelinhof der TH Bingen. Ein neuer Hof steht nach wie vor auf der Wunschliste.
Für Studierende aus dem Umweltschutz und der Agrarwirtschaft der Technischen Hochschule (TH) Bingen ging es zum ersten Mal gemeinsam auf Exkursion. Die Bachelor-Studierenden besichtigten den Lehrbauernhof der Hochschule, den
St. Wendelinhof. Anschließend diskutierten sie gemeinsamen darüber, wie eine moderne Landwirtschaft Tiere und Umwelt schützen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten kann. Ziel der Veranstaltung war es, dass sich die Studierenden konstruktiv und gemeinsam mit den Rahmenbedingungen auseinandersetzen.
Die Idee kam gut an: Theresa Forst studiert im dritten Semester Umweltschutz und erkennt, „dass es darum geht, das Schubladendenken aus den Köpfen zu bekommen. Man kommt viel weiter, wenn alle zusammen arbeiten.“ Das sehen die Studierenden der Agrarwirtschaft genauso: „Es ist wichtig, auch mal bei den anderen hinter die Kulissen zu schauen. Bei den früheren Generationen von Umweltschützern und Landwirten hat da einfach die Kommunikation gefehlt“, vermutet Eva Körner, die im fünften Semester Agrarwirtschaft studiert. Betreut wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Professorin Elke Hietel aus dem Umweltschutz und Professor Thore Toews aus der Agrarwirtschaft. Teil des Austauschs war, dass Studierende der Agrarwirtschaft selbst die Kommilitonen in kleinen Grüppchen über den Bauernhof führten und Fragen beantworteten. Professor Hietel erklärte: „In der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz müssen tragfähige Kompromisse gefunden werden. Das ist aber nur möglich, wenn beide Seiten möglichst viel über die Anforderungen und Beschränkungen der jeweils anderen Seite wissen. Denn letztlich sind wir alle aufeinander angewiesen.“
Der St. Wendelinhof ist mit seinen 88 Hektar der landwirtschaftliche Lehr- und Demonstrationsbetrieb der TH Bingen für Ackerbau und Milchviehwirtschaft. Die Hochschule würde den Hof gerne modernisieren und denkt dabei vor allem an die Themen ökologischer Landbau und Digitalisierung. Auf dem vor den Feiertagen fälligen Wunschzettel steht bei der TH deshalb ein neuer Modellhof, am besten an einem optimalen Standort. Er sollte Kapazitäten für 100 Milchkühe und ihren Nachwuchs bieten. Weiter wäre ein Multifunktionsgebäude notwendig, in dem eine kleine Anzahl unterschiedlicher Tiere wie Legehennen, Masthähnchen, Schweine oder Schafe gehalten und untersucht werden können. Auf einem modernen Hof soll die Digitalisierung als Schwerpunkt gesetzt werden. Dazu gehören zum Beispiel neue Möglichkeiten der präzisen mechanischen Unkrautbekämpfung im Pflanzenbau mit Hilfe von Kamera- und GPS-gesteuerten Hackgeräten. In der Tierhaltung setzt der St. Wendelinhof bereits viele elektronische Sensoren ein. Die Innovationen in diesem Bereich schreiten allerdings schnell voran, so dass man hier regelmäßig nachrüsten muss. Die TH Bingen möchte mit einem neuen Hof auch ihr Profil stärken, denn sie ist die einzige Hochschule in Rheinland-Pfalz, die Agrarwirtschaft im Studienangebot hat.
Professor Toews betont, unter welchem Anpassungsdruck die Landwirtschaft inzwischen steht: „Fast allen ist klar, dass die heimische Landwirtschaft nur mit gesellschaftlicher Akzeptanz Zukunft hat. Aber die Wünsche der Gesellschaft an die Produktion sind vielfältig, zum Teil widersprüchlich und der ökonomische Druck ist durch die offenen Grenzen hoch.“ Toews ergänzt: "An unserer Hochschule wissen wir, dass Vertreter aus Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz viel enger zusammenarbeiten und gemeinsam nach Wegen suchen müssen. Und genau das wollen wir schon unseren Studierenden vermitteln.“
Pressemitteilung |
Dialog auf dem St. Wendelinhof
