Forschung mit klaren Schwerpunkten

Die Technische Hochschule Bingen bündelt ihre Forschung in klar definierten Profil- und Potentialbereichen. Diese Bereiche spiegeln die besonderen Stärken der Hochschule wider und zeigen, in welchen Feldern wir unsere Kompetenzen systematisch ausbauen. Sie dienen als Orientierung für Unternehmen, Partnerinstitutionen und Studierende – und machen sichtbar, wie unsere Forschung auf zentrale gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen antwortet.

Profilbereiche – unsere ausgewiesenen Stärken

Als einzige Agrarhochschule in Rheinland-Pfalz nimmt die TH Bingen eine besondere Rolle ein. Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bodenkunde, Pflanzenbau, Pflanzengesundheit und Tierhaltung. Im Fokus stehen u. a. der Einfluss des Klimawandels auf Anbau- und Haltungssysteme, nachhaltige und ökologische Landbewirtschaftung, Pflanzenernährung und moderne Agrartechnik.
Besonderes Augenmerk gilt der Entwicklung ressourcenschonender Anbausysteme wie Agroforstwirtschaft sowie der Erforschung von Nischenkulturen wie Hirse, Kichererbsen oder Quinoa, die zur Diversifizierung und Resilienz landwirtschaftlicher Systeme beitragen. Ziel ist es, landwirtschaftliche Systeme ökologisch, ökonomisch und sozial zukunftsfähig zu gestalten.

Der Bereich Biotechnologie konzentriert sich auf die funktionelle Analyse genetischer Sequenzen und den Einsatz moderner Hochdurchsatzmethoden. Forschende der TH Bingen arbeiten mit innovativen Modellorganismen wie Trichoplax adhaerens und organotypischen Zellkulturen, um Genfunktionen und Zellreaktionen zu erforschen.
Dabei werden u. a. Umwelteinflüsse wie Mikroplastik oder Medikamente untersucht. Durch die Kombination biotechnologischer Ansätze mit künstlicher Intelligenz und datenbasierten Auswertungsverfahren entstehen neue Erkenntnisse für Medizin, Umwelt- und Lebenswissenschaften.

Im Profilbereich Energie arbeitet die TH Bingen an erneuerbaren Energien, Speichersystemen, Energiemanagement und Sektorkopplung.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Digitalisierung von Energiesystemen: Von Plattformökonomien über automatisierte Netzsteuerung bis zu intelligenten Verbrauchsstrategien werden praxisnahe Modelle entwickelt, die die Energiewende unterstützen.
Forschungsergebnisse fließen direkt in Kooperationen mit Unternehmen und Kommunen ein und helfen, effiziente, sichere und nachhaltige Energieinfrastrukturen aufzubauen.

Die Informatik ist an der TH Bingen Querschnittsdisziplin und Basis vieler interdisziplinärer Forschungsprojekte. Schwerpunkte sind Data Protection & Privacy, KI-gestützte Automatisierung, Simulationstechniken und IT-Sicherheit.
Projekte reichen von privacy-preserving Analytics in skalierenden Systemen über sichere Kommunikationsnetzwerke bis zu KI-Methoden für industrielle Anwendungen – etwa zur automatisierten Trassenplanung oder Qualitätskontrolle.
So trägt die Informatik dazu bei, Forschungsergebnisse effizient in die Praxis zu übertragen und innovative, datengetriebene Lösungen zu entwickeln.

Die Forschung im Bereich Mobilität zielt auf nachhaltige Verkehrssysteme, neue Antriebstechnologien und digitale Vernetzung.
Untersucht werden Elektro- und Wasserstoffantriebe, intelligente Transportsysteme und Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum.
Ein Beispiel ist die Entwicklung von Algorithmen zur automatisierten Trassenplanung im Schienenverkehr, um die Buchbarkeit zu verbessern und die Schiene als klimafreundliches Verkehrsmittel zu stärken.
Mit diesen Arbeiten trägt die TH Bingen zur Gestaltung einer umweltgerechten, sicheren und zukunftsfähigen Mobilität bei.

Forschung im Bereich Umwelt- und Klimaschutz umfasst die Themen Abwasser- und Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Biodiversität, Lärmminderung und Klimaanpassung.
Die TH Bingen entwickelt Verfahren und Technologien, die zur Schonung natürlicher Ressourcen, zur Reduktion von Emissionen und zur Stärkung ökologischer Kreisläufe beitragen. So entstehen praxisorientierte Lösungen, die Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft helfen, sich an den Klimawandel anzupassen und nachhaltiger zu wirtschaften.

Potentialbereiche – Wachstum mit Zukunft

Die Digitalisierung verändert Produktionsprozesse grundlegend. Im Potentialbereich Industrie 4.0 erforscht die TH Bingen Konzepte für vernetzte Systeme, intelligente Sensorik, Automatisierung und datengetriebene Prozessoptimierung. Ein zentrales Element ist die Modellfabrik der Hochschule. Sie dient als praxisnahe Lern- und Forschungsumgebung, in der digitale Produktionsabläufe realitätsnah simuliert und weiterentwickelt werden. Hier werden Konzepte der Industrie 4.0 unmittelbar erlebbar – von Echtzeit-Datenanalysen über automatisierte Steuerungssysteme bis hin zur Simulation kompletter Fertigungsketten. Die Modellfabrik steht Unternehmen, insbesondere kleinen und mittleren Betrieben, offen und ermöglicht den direkten Wissenstransfer aus der Forschung in die Praxis. So unterstützt die TH Bingen die Wirtschaft dabei, Produktionsprozesse effizienter, flexibler und nachhaltiger zu gestalten und die Chancen der digitalen Transformation gezielt zu nutzen.

Die Simulationstechnik wird an der TH Bingen als Querschnittsaufgabe verstanden, die in allen Profilbereichen Anwendung findet. Sie verbindet mathematische Modellierung mit praxisnahen technischen Fragestellungen und schafft damit die Grundlage für Forschung und Entwicklung in zahlreichen Disziplinen. Ein zentrales Beispiel ist der Einsatz in der Elektromobilität: Durch die Kombination von Echtzeitsimulationen mit Messdaten werden Brennstoffzellensysteme präziser überwacht und optimiert. So entstehen Konzepte, die zu effizienteren und zuverlässigeren Fahrzeugantrieben führen. Auch im Kontext von Industrie 4.0 werden Simulationsmethoden gezielt eingesetzt, um Prozesse des Material- und Datenflusses zu verbessern. Darüber hinaus spielt die Simulation eine wichtige Rolle in den Bereichen Leichtbau und Strukturoptimierung, wo sie hilft, Materialien ressourcenschonend und sicher einzusetzen. Ein Beispiel aus der Praxis ist die Kooperation mit der GTI Graffe Technik Innovation GmbH: Hier werden rechnergestützte Simulationen genutzt, um die Sicherheit beim Umgang mit Wasserstoff zu erhöhen. Kritische Situationen – etwa plötzliche Druckabfälle bei Dichtungen – können so realitätsnah nachgestellt und analysiert werden. Der Potentialbereich Simulationstechnik bündelt die interdisziplinären Kompetenzen der Hochschule in Modellierung, Berechnung und Analyse komplexer Systeme. Damit erweitert die TH Bingen ihre Möglichkeiten, Simulationen als verbindendes Werkzeug in Forschung, Lehre und Kooperationen mit Unternehmen einzusetzen.

Warum Profil- und Potentialbereiche?

  • Klarheit & Sichtbarkeit: Die Konzentration auf ausgewählte Forschungsfelder schärft das Profil der TH Bingen.
  • Kooperation & Transfer: Unternehmen, Institutionen und öffentliche Partner finden verlässliche Anknüpfungspunkte.
  • Nachhaltigkeit & Innovation: Forschungsergebnisse fließen direkt in praktische Anwendungen und tragen zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen bei.
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