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Wissenschaftliche Untersuchungen zur Entwicklung eines Modellkonzepts für naturverträgliche und biodiversitätsfördernde Solarparks

Ungeachtet aller Bemühungen zum Schutz der Biodiversität hat sich in den letzten Jahren der Zustand des Arten- und Biotopschutzes in Mitteleuropa weiter verschlechtert. Vor diesem Hintergrund sollten, wie in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt gefordert, Synergieeffekte zwischen der Erhaltung der Biodiversität und der Gewinnung erneuerbarer Energien verstärkt genutzt werden. Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien soll naturverträglich erfolgen. Auf diese Weise ist eine Aufhebung der Flächenkonkurrenzen zwischen Naturschutz und der Erzeugung erneuerbarer Energien möglich. Insbesondere bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen gibt es vielversprechende Ansatzpunkte im Hinblick auf die Förderung der Biodiversität (vgl. bne-Studie „Solarparks – Gewinne für die Biodiversität“, 2019). Es besteht jedoch Bedarf an konkreten Maßnahmenempfehlungen zur Förderung der Naturverträglichkeit und Biodiversität bei Einrichtung und Betrieb von Solarparks. Die Wirksamkeit der Maßnahmen sollte anhand eines wissenschaftlich fundierten Monitorings überprüft werden können.

Für die Untersuchung der Effekte und Auswirkungen auf Arten und Biotope durch die Errichtung von Solarparks auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Standorten werden auf bestehenden Solarparks unterschiedlichen Typs sowohl faunistische als auch floristische Untersuchungen durchgeführt. Die Fauna wird insbesondere auf der Grundlage von Arthropodenuntersuchungen (Abundanzen, Anzahl Ordnung/Gattung, beispielhaft Rote Liste Arten, Erfassung z.B. mit Bodenfallen, Farbschalen) bewertet, da Arthropoden überwiegend wenig mobil sind und geschlossene Biozönosen bilden, so dass sehr gute Rückschlüsse auf die Habitatqualität der Solarparks gezogen werden können. Auch im Hinblick auf das Insektensterben stellt sich die Frage, ob naturverträgliche und biodiversitätsfördernde Solarparks hier eine positive Auswirkung haben können. Zudem sind Arthropoden eine wichtige Nahrungsgrundlage für andere Tiere, z.B. Vögel. Neben den systematischen Arthropodenaufnahmen sollen auch Beobachtungen von Vögeln, Kleinsäugern, Reptilien und Amphibien dokumentiert werden. Außerdem werden Flora und Pflanzengesellschaften erfasst. Auf der Biotopebene werden Vergleiche mit der typischen Artenausstattung von Grünlandbiotopen (Referenzflächen) durchgeführt.

© TH Bingen Solarpark im Feld

Projektinhalte

Im Rahmen des Modellprojekts naturverträgliche und biodiversitätsfördernde Solarparks werden die folgenden Ziele verfolgt:

  1. Zusammenstellung der Effekte und Auswirkungen auf Arten und Biotope durch die Errichtung von Solarparks auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Standorten und Ableitung von praxisorientierten naturschutzfachlichen Maßnahmenempfehlungen für naturverträgliche und biodiversitätsfördernde Solarparks. Dabei soll neben den Naturschutzaspekten auch auf weitere positive Umweltsynergieeffekte eingegangen werden.
  2. Erarbeitung einer praxisorientierten Methodik zur Errichtung und zum Betrieb neuer naturverträglicher und biodiversitätsfördernder Solarparks sowie zum Monitoring der Effekte und Auswirkungen auf Arten und Biotope durch die Errichtung von Solarparks auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Standorten in Form eines Leitfadens.
  3. Unter der Voraussetzung der Flächenverfügbarkeit ist als drittes Ziel geplant, die im Projekt erarbeiteten Erkenntnisse in Zusammenarbeit mit der UrStrom – BürgerEnergieGenossenschaft Mainz eG bei der Einrichtung einer Photovoltaik-Freiflächenanlage umzusetzen. Diese Fläche kann dann als Modellfläche für einen naturverträglichen und biodiversitätsfördernden Solarpark weiterentwickelt werden und ggf. einem langfristigen Monitoring unterzogen werden. Zudem soll die UrStrom – BürgerEnergieGenossenschaft Mainz eG eine betriebswirtschaftliche Abschätzung der Modellfläche vornehmen und diese mit einer fiktiven, rein wirtschaftlichen Beplanung der Fläche (wirtschaftliche Modulreihung, nur gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen für Arten- und Biotopschutz) vergleichen, um potenzielle Ertragsverluste zu ermitteln.

Es gibt bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen vielversprechende Ansatzpunkte im Hinblick auf eine Förderung der Biodiversität. Es besteht jedoch Bedarf an konkreten Maßnahmenempfehlungen zur Sicherstellung und Förderung der Naturverträglichkeit bei der Einrichtung und dem Betrieb der Solarparks.
Mit diesem Thema hat sich das am Hermann-Hoepke-Institut der TH Bingen bearbeitete und vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) geförderte Forschungsprojekt „Wissenschaftliche Untersuchungen zur Entwicklung eines Modellkonzepts für naturverträgliche und biodiversitätsfördernde Solarparks“ beschäftigt.

Prof. Dr. Elke Hietel

Projektverantwortliche
Professorin für Landschaftspflege, Landschafts- und Stadtplanung +49 6721 409 239 E-Mail schreiben

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