Pressemitteilung

Ein Knall im Schalllabor - Besuch bei der Kinderhochschule der TH

Ein Knall im Schalllabor - Besuch bei der Kinderhochschule der TH

Um 11.52 Uhr knallt es im Schalllabor. Kurz, aber heftig. Von dem Luftballon, den Frieder Kunz soeben aufgeblasen hat, ist nichts mehr übrig außer ein paar kleinen Gummistücken. Genau darauf hat es der Professor für Schall-Erschütterungsschutz angelegt, schließlich geht es um die Frage: „Wie laut platzt ein Luftballon?“ – eines von neun Themen der Kinderhochschule, die an der TH Bingen während der Herbstferien parallel zu den Schnuppervorlesungen für angehende Studierende läuft.
Wobei: So ganz genau lässt sich diese Frage gar nicht beantworten, das haben die Kinder an diesem Vormittag bereits gelernt. Sicher, die Schallmessgeräte auf ihren Tischen zeigen objektive Werte an, die Zahlen schwanken standortbedingt zwischen 135,9 und 140,8 Dezibel. Aber was heißt das schon? „Ein Messgerät kann nicht bestimmen, ob ein Geräusch laut oder leise ist“, sagt Lars, mit seinen elf Jahren einer der ältesten in der Gruppe. Das nämlich hatte Kunz in seiner Hinführung aufs Experiment verdeutlicht: Laut oder leise ist erstmal Kopfsache. Was der eine als schlimme Lärmbelästigung empfindet, lässt den anderen unbeeindruckt.
Laut, leise, hoch, tief, hell, dunkel – Adjektive, mit denen die Teilnehmer Töne beschreiben. „Aber was haltet ihr von ,bäh‘, ,furchtbar‘ oder ,schrecklich‘?“, fragt Frieder Kunz. Quietschende Kreide auf beispielsweise muss ja keine riesigen Dezibelwerte erzeugen, um durch Mark und Bein zu gehen.
Hingegen können auch als angenehm empfundene Geräusche schädlich sein, wie der Professor bei einem Hörtest erläutert. Den Ton auf einer Frequenz von 16 Kilohertz („Da steigen die meisten Erwachsenen aus“) hören alle Kinder, auch bei 20 Kilohertz („Hier fängt das Gehör von Fledermäusen erst an“) gehen noch alle Hände in die Höhe. Aber wie lange wird das noch der Fall sein? Täglich zwei Stunden Musik aus dem Kopfhörer, „und ihr werdet diesen Ton in zehn Jahren nicht mehr hören“.
Frieder Kunz hat Spaß an solchen Veranstaltungen, nicht zuletzt, weil die kleinen Zuhörer mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache sind. Und er empfiehlt, Kinder nicht zu unterschätzen. „Ich mache hier eigentlich das Gleiche wie in meinen Vorlesungen“, sagt der Physiker, „nur die Formeln lasse ich weg, weil die Kinder noch nicht abstrahieren können.“
Und da auch Dezibelwerte (nicht nur) für die Teilnehmer der Kinderuni eine abstrakte Größe sind, veranschaulicht der Professor an der Tafel, was es damit auf sich hat (solange die Tafel das hergibt): Wenn ein Dezibel einem Quadrat mit einem Zentimeter Seitenlänge entspricht, bräuchte man für 60 Dezibel schon eine Fläche von 10x10 Metern, 80 Dezibel hätten etwa die Größe zweier Fußballfelder, 100 Dezibel entsprächen einem Quadratkilometer, und für 140 Dezibel müsste man jeweils 100 Kilometer lange Striche ziehen.
„Mit einem besseren Luftballon hätten wir einen Knall erzeugt, der so groß wie Deutschland gewesen wäre“, sagt Frieder Kunz. Wie laut ein Ballon platzt, hängt also immer auch vom Material ab… Jeweils in den Oster- und Herbstferien bietet die TH Bingen ihre Kinderhochschule für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren sowie die Schnuppervorlesungen für potenzielle Studierenden an, die ohne Anmeldung an Veranstaltungen des regulären Studienbetriebs teilnehmen können.
Themen der jüngsten Kinderhochschule waren neben den platzenden Luftballons zum Beispiel „Ein Grashalm wandert durch den Magen“, „Ein Leben auf zwei bis vier Beinen – Anatomie der Tiere“ oder die Forschungswerkstatt: Bauen und Konstruieren mit LEGO® WeDo.
Anmeldung über die Homepage unter: <link campus/kennenlernen/kinderhochschule/>https://www.th-bingen.de/campus/kennenlernen/kinderhochschule/</link>

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