Insekten als Leckerbissen

Welchen Beitrag können Insektenlarven zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft leisten? Diese und andere Fragen diskutierten die Teilnehmenden einer Tagung des Netzwerks Fokus Tierwohl. Die Tagung mit dem Titel „Insekten und Tierwohl – Insekten als Futtermittel und zur Steigerung des Tierwohls bei Geflügel“ machte am 12. und 13. Juli an verschiedenen Stationen halt, so auch an der Technischen Hochschule Bingen. Fachleute aus Verwaltung, Wissenschaft, Praxis, Tierschutz und Landwirtschaft kamen zusammen, um gemeinsam über Chancen und Herausforderungen rund um das Thema zu sprechen. An der TH Bingen stellte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Laura Schneider den Gästen ihre Forschungsprojekte vor. Im Rahmen der Projektpartnerschaft des EIP-Agri Projekts „Insect ProÖko: Vision Insekten – Innovationsbausteine in der Kreislaufwirtschaft“ untersuchten Laura Schneider und Nathalie Stöhr unter anderem, welchen Beitrag die Larven der Schwarzen Soldatenfliege zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft leisten können. Anschließend konnten die Teilnehmenden die praktische Anwendung erleben: von Aufzucht und Produktion von Nutzinsekten über deren Verfütterung an Geflügel bis zur Düngererzeugung als Nebenprodukt. „Die Vernetzung der verschiedenen Bereiche Verwaltung, Forschung und Produktion ist sehr wertvoll, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln und Veränderungen umzusetzen,“ so Laura Schneider. Das i-Tüpfelchen bildete eine Kostprobe verschiedener Insekten in den Geschmacksrichtungen „Tomate“, „smoked“ und „natur“. Innovativ sind die Binger Projekte, weil das Insekt im Vordergrund steht und die Anwendungsgebiete davon ausgehend konzipiert werden. Das ermöglicht einen ganzheitlicheren Ansatz, sozusagen als Futtermittel mit Tierwohl- und Nachhaltigkeits-Benefit. Der hohe Proteingehalt und die Möglichkeit der Produktion vor Ort, d. h. der Entfall langer Transportwege, sind nur einige Vorteile. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Nutzinsekten – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft – auf der Basis von Nebenprodukten aus der Lebensmittelproduktion gezüchtet werden. Was hat das nun mit dem Tierwohl zu tun? Eine interessante, von den Beteiligten derzeit diskutierte Frage ist, ob Insekten als Beschäftigungsmaterial eingesetzt werden können, um Stress und Federpicken zu reduzieren. Am Ende könnten Insektenlarven also ein nachhaltiges Futtermittel sein, das außerdem zu mehr Tierwohl führt. Fotonachweis: Markus Dittrich | TH Bingen