Projekt
Lupi-Hirse-Huhn: Alternative Kulturen für die pflanzenbauliche Anpassung an den Klimawandel und Verbesserung der regionalen Wertschöpfung durch neue Fütterungsstrategien in der Geflügelhaltung

Laufzeit
-Projektverantwortlich
Prof. Dr. Jan Petersen
(Pe)
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Prof. Dr. Jan Petersen

Prof. Dr. Jan Petersen
Arbeitsgebiete
Professor für Acker- und Pflanzenbau
Kontakt
T.+49 6721 409 181
E.
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Professor für Acker- und Pflanzenbau
Prof. Dr. Georg Dusel
(Du)
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Prof. Dr. Georg Dusel

Prof. Dr. Georg Dusel
Funktionen
Studiengangberatung
Lehre
Lehrveranstaltungen (Bachelor- / Masterstudiengänge): Biochemie, Ernährungsphysiologie und Tierernährung,
angewandte Tierfütterung und Futtermittelkunde, Qualität tierischer Produkte und Tiergesundheit / Tierhygiene
Preise und Auszeichnungen
International DLG-Preis (Young Scientist - 1999)
Kontakt
T.+49 6721 409 180
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Professor für Tierernährung und Tierhygiene
Projektpartner
Lead: LWK, Land- u. Forstwirte, DLRProjektmittel
500.000 EuroKategorie
Pflanzenbau AgrarwirtschaftKurzbeschreibung des Projekts
Seit Jahren fehlt es in Deutschland an eiweißreichen Futtermitteln. Diese „Eiweißlücke“ wird durch den Import von jährlich etwa 4,5 Millionen Tonnen Sojaschrot (davon 1,5 Mio. t für Geflügel) vor allem aus Nord- und Südamerika geschlossen. Dort sind gentechnisch veränderte Sorten längst zum Standard geworden. In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach regional erzeugten, GVO freien Geflügelprodukten (insbesondere Hühnereier und Hähnchenfleisch) deutlich zugenommen. Mehr als 80 Prozent der Deutschen lehnen den Einsatz der Grünen Gentechnik in der Landwirtschaft ab. Gleichzeitig steigt der Druck auf Produzenten, ohne gentechnisch veränderte Futtermittel und damit ohne Importe aus Drittländern zu arbeiten, da große Handelsunternehmen immer häufiger auf den Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln in ihren Eigenprodukten verzichten. Bio-Verbände wie Bioland und Demeter verbieten den Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln gänzlich. Auch für die regionale Wertschöpfung spielt eine Alternative zu meist kostenintensiven GVO freien Sojaimporten eine entscheidende Rolle. Um die regionale Wertschöpfung durch vertikale Integration von Pflanzen- und Tierproduktion in der Region zu verbessern, sollen neue Kulturen angebaut und die Ernteprodukte in der Geflügelproduktion eingesetzt werden. Als heimische Eiweißquelle stehen Leguminosen als Alternative zu Soja zur Verfügung. Hierbei zeichnet sich vor allem die Weiße Lupine (Lupinus albus L.) durch ihren hohen Rohproteingehalt aus. Rohprotein stellt eine wesentliche Kenngröße für den Futterwert dar. Die Kenngröße dient als Vergleichsmaßstab und basiert auf den im Futtermittel enthaltenen Stickstoff-Verbindungen. Weiße Lupinen weisen einen durchschnittlichen Rohproteingehalt von ca. 35-38% auf und sind damit näherungsweise vergleichbar mit der Sojabohne (38-44% RP-Gehalt). Neue Züchtungen bei der Weißen Lupine und ihre Standortansprüche lassen sie zu einer vielversprechenden heimischen Soja-Alternative werden. Neben einer alternativen, heimischen Futterkomponente trägt der Anbau von weißen Lupinen auch zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Landwirtschaft bei, indem sie umweltrelevante Verbesserungen wie der Erhöhung der Vielfalt in den Ackerbaukulturen, der Reduktion des Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes, Verringerung der Transporte und somit der Futtermittelimporte bewirkt. Dadurch lassen sich deutliche Impulse zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung erwarten die gleichzeitig zur Steigerung der Ressourceneffizienz beitragen. Eine weitere Herausforderung an die Landwirtschaft stellt der Klimawandel dar. Perioden mit Wasserdefiziten und hohen Temperaturen werden immer häufiger und beeinträchtigen die Erträge der klassischen Anbaukulturen. Langanhaltende Trockenheit, starke Sonneneinstrahlung und große Hitze setzen den Kulturen zu. Besonders eindrucksvoll, bzw. erschreckend war in den letzten Jahren der Einfluss der Trockenheit auf die Maisbestände zu beobachten. Auf leichten und grundwasserfernen Standorten ohne Beregnung zeigten die Maiskulturen deutliche Trockenschäden und erreichten signifikante Ertragseinbußen. Bei der Geflügelfütterung spiel derzeit Mais als heimische Futtermittelkomponente eine wichtige Rolle und ist mit bis zu 70 % in den Futtermischungen enthalten. Um den Veränderungen des Klimas Rechnung zu tragen, ist eine Anpassung durch den Anbau von trockenheitstoleranten Kulturen vorstellbar. Hier zeichnet sich die aus den semi-ariden Tropen stammende Körner-Sorghumhirse (Sorghum bicolor) besonders aus. Ihr Futterwert ist mit dem von Mais vergleichbar und ein Ersatz daher möglich. Neben den klimatischen Vorteilen von Sorghumhirse bringt diese Kultur den Vorteil mit sich, dass sie nicht vom Maiszünslerwurzelbohrer befallen wird und damit Anbauern eine Alternative zu Mais an befallenen Standorten sein kann. Da sich die Problematik des Maiswurzelbohrers immer weiter ausbreitet und auch in Rheinland-Pfalz erste Gebiete betroffen sind, besteht dringender Handlungsbedarf.Ziel des vorliegenden Projektes ist es die neuen Kulturen Weiße Lupine und Sorghumhirse für den regionalen Anbau zu etablieren, indem Sorten geprüft und Anbauempfehlungen erarbeitet werden. Es werden hinreichend wirksame und nachhaltige Pflanzenschutz- und Anbauverfahren für die Weiße Lupine und die Sorghumhirse für den ökologischen und konventionellen Landbau erarbeitet. Dazu gehören auch die Forschung zur Wirksamkeit und Zulassungsfähigkeit von herbiziden, fungiziden und insektiziden Wirkstoffen bzw. Präparaten und die mechanische Unkrautregulierung. Damit kann ein Beitrag zu einer gentechnikfreien, regionalen Fütterung geleistet werden. Die Möglichkeiten und Grenzen des Anbaus der neuen Kulturen in Rheinland-Pfalz werden verifiziert und somit der Wissensstand über diese Kulturen erweitert. Auf diese Weise kann durch Sorghumhirse ein Beitrag zu einem klimaangepassten Ackerbau und durch Weiße Lupine zur heimischen Eiweißversorgung, also einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Landwirtschaft geleistet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse und Fortschritte im Anbau und der Nutzung von Weißer Lupine und Sorghumhirse werden für die Praxis bereitgestellt und Anbausysteme entwickelt, die auf bestimmte Anbauregionen und ihre Standorte abgestimmt sind (z.B. Ermittlung eines Höhengradientens (Wärmesummen) für die Anbauwürdigkeit von Sorghum und Weißer Lupine).
Weder für Weiße Lupine noch für Sorghum bestehen bisher nennenswerte Absatzmärkte. Um dieser Schwierigkeit zu begegnen, sieht das Projekt vor, zunächst betriebsinterne Anbau- und Fütterungskonzepte für die beiden Kulturen zu erarbeiten, um diese für die regionale Vermarktung zu nutzen. Futterrationen mit hohen Anteilen von Lupinen und Hirse können eine sehr gute Basis darstellen, regionale Vermarkungsmöglichkeiten von Geflügelprodukten zu verbessern und gleichzeitig neue Möglichkeiten der Klimaanpassungsstrategien in der rheinland-pfälzischen Pflanzenproduktion zu schaffen. Regionale Hühnerproduzenten können die erzeugten Pflanzen in geschlossenen Kreisläufen als neues Futter verwenden und eine bedarfsgerechte Versorgung ihrer Tiere auch im Hinblick auf die Tiergesundheit und das Tierwohl erzielen. Hierfür werden Fütterungsversuche und Futterwerterhebungen verschieden aufbereiteter Futter und Futterkombinationen durchgeführt, mit dem Ziel Empfehlungen für neue Zusammensetzungen zu erarbeiten, die passgenau für den jeweiligen Einsatzbereich sind und einen möglichst hohen Anteil heimischer Leguminosen als Protein- und Rohfaserlieferant sowie Sorghumhirse als Stärkelieferant aufweisen. So ergibt sich ein gesteigerter Nutzen für die regionale Wertschöpfung dieser Betriebe, die zusätzlich nachhaltigen Wert besitzen, da Importsoja durch heimisch erzeugte Alternativen ersetzt werden kann und sich die ackerbauliche Vielfalt in den Betrieben vergrößern lässt. Eine dahingehende Anpassung und Diversifizierung ist in allen Aspekten (Betrieb, Umwelt und Verbraucher) wünschenswert. Weiter eröffnet sich eine Möglichkeit der zunehmenden Sommertrockenheit und Hitze durch den Anbau von Sorghumhirse zu begegnen. Beide innovativen Futterpflanzen, Weiße Lupine und Sorghumhirse sollen für Fütterungsstrategien in geschlossenen, regionalen Kreisläufen Verwendung finden und in die zukünftige Praxis der landwirtschaftlichen Betriebe eingebunden werden, um Wertschöpfungsketten effizienter zu gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu stärken.